Donnerstag, 15. Mai 2008

Lecker, lecker!

Der 5. Mai ist in Korea ein Feiertag. "Tag der Kinder" heißt er, frei gibt's aber für alle.

Da das dieses Jahr ein Montag war, wollten wir das lange Wochenende nutzen. Gleichzeitig war auch noch Busan Motorshow, wo Frederik ohnehin hin musste, also fiel die Wahl auf, na? richtig Busan.

Da am Samstag noch einige andere VW-Kollegen vor Ort waren, ging es erst mal gemeinsam los. Zuerst zur Motorshow (dazu aber später mal mehr, das verdient einen eigenen Post...), danach direkt zum Mittagessen, denn das lassen die Koreaner nie aus.

Die Spezialität der Region ist Fisch. Logisch, das Meer ist ja vor der Haustür. "Busan Seafood" kommt aber komplett roh auf den Tisch. Eigentlich mögen wir Sashimi, gegen das was dann kam, ist "Sushi Berlin" allerdings Essen für Anfänger...

So wurde ziemlich zu Beginn des Essens eine dreigeteilte Platte serviert, auf der sich verschiedene Arten aufgeschnittenen Seegetiers befanden. "Seafood" steht in Busan scheint's nicht unter dem Motto "All you can eat" sondern "You can eat ALL"! Auf der Platte lagen neben gut erkennbarem Tintenfisch und Muscheln auch noch tubenförmige, rosarote Tierteile (von denen wir bis heute nicht wissen, was es ist. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so...) sowie ein in Scheiben geschnittenes undefinierbares hellgelbes Teil, von dem uns die koreanischen Kollegen versicherten, es sei eine Delikatesse. Naja, hinterher ist man immer schlauer. Das Tier war ziemlich fest und seine ledrige Haut "knusperte" beim draufbeißen. Mittlerweile wissen wir, wir haben rohe Riesenseeschnecke gegessen. Guten Appetit!

Das folgende Sashimi war allerdings dann wirklich so super lecker wie es auf dem Foto oben aussieht. (Links davon sieht man noch Reste unseres schleimigen Freundes...)

Was dann zum Abschluss folgte, war dann aber wieder nichts für zarte Gemüter. Es kamen ganze Krebse, die wie uns erzählt wurde, ebenfalls nicht gekocht waren, sondern nach ihrem Ableben für rund zwei Monate ein Bad in einer Marinade nehmen durften - worin genau wurde aus den Erklärungen leider nicht klar. Danach müsse man sie dann auch gar nicht mehr kochen, sondern könne sie direkt auslutschen. Letzteres ist übrigens wörtlich zu nehmen. Als nach unserem Dafürhalten eigentlich nur noch Schale und Schlabber vom Krebskumpel übrig waren, wurde noch Reis bestellt und einer der koreanischen VW-Kollegen fing nun an, den Reis mit den rohen Krebsinnereien zu mischen denn das sei "das Beste überhaupt".

Liebe Trilo-Bären zu Hause, wir werden sicher nicht jede kulinarische Erfahrung, die wir im "Land der Morgenstille" so machen, zurück in Deutschland an Euch ausprobieren!


Von uns beiden hat sich übrigens nur Frederik an das Krustentier herangewagt.

Ob er direkt dafür bezahlt hat oder ob es eine der - nebenbei quittengelben - rohen Muscheln war, ließ sich nicht feststellen. Nur soviel sei gesagt, Montezuma kommt auch ab und an nach Korea... Also 1A Magen verdorben, was dann auch früher als geplant das Ende unseres Busan-Wochenendes einläuten sollte.

Nach dem Essen sind wir noch zu einem Tempel gefahren worden, der in Vorbereitung auf den nächsten Feiertag, "Buddhas Geburtstag" am 12. Mai auch schon teils dekoriert war. Die Tempelanlage ist sehr hübsch am Meer gelegen und das Ganze stellte sich als absolut lohnenswerter Abstecher heraus:

Frederik und der Buddha, oder besser, einer der gaaaanz vielen Buddhas, die am Haedong Yong Tempel standen. Dieser hier hatte einen richtig speckigen Bauch, was daher kam, dass so ungefähr jeder Mann, der dort vorbei ging, dem Steinkerl die Hand auf den Bauch drückte. Angeblich soll das dafür sorgen, dass das erstgeborene Kind auch ja ein Junge wird, was hier ziemlich wichtig ist. Nun gut, ob's funktioniert, können wir Euch leider nicht sagen, dieses Planungsstadium haben wir bislang nicht erreicht.

Wieder ein Glück bringendes Ritual: man badet die kleinen Figuren in dem Bassin mit kellenweise Wasser und darf sich dann was wünschen.

Mehr können wir von Busan leider erst mal nicht berichten. Wie oben erwähnt, ereilte Frederik in der folgenden Nacht dann die "Rache des Seegetiers", so dass wir Sonntag nach dem Frühstück wieder gen Seoul aufgebrochen sind.

Neulich auf der Autobahn...

Mittwoch, 7. Mai 2008

Von Tschickin, Ellebäitå und Co. ...

Seit einigen Wochen können wir ja nunmehr beide Hangeul, die koreanische Schrift lesen. Das heißt natürlich in der Regel nicht, dass man auch versteht, was man liest, hilft aber schon mal ungemein weiter.

Außerdem entdecken wir nun auch immer mal wieder possierliche Eigenheiten der koreanischen Sprache, die uns vorher leider verborgen blieben. Diese finden sich bevorzugt dort, wo in Ermangelung eines koreanischen Begriffs einfach das entsprechende englische Wort in koreanische Buchstaben umgesetzt wird.

So fragen Tankwarte (ja die gibt es hier, das ist zum einen sehr bequem und erklärt zum anderen teils auch die geringe Arbeitslosenquote, die dieses Land hat) zum Beispiel kurz bevor sie reingehen, um für den Kunden die Bezahlung abzuwickeln, immer gern mal, ob man denn "copy" möchte. Beim ersten Mal dachte ich noch "was bitte, Kopien machen die hier auch?" Später dann wurde schnell klar: das Koreanische Alphabet kennt kein "f". Aus dem coffee wurde also kurzerhand kopi (커피).

Insgesamt ist das hier an Tankstellen aber ein sehr hübscher Service, man muss das Auto nicht verlassen, kleckert sich kein Diesel über die Finger und wenn die Rechnung hoch genug ist, bekommt man Kaffee angeboten.

Nun will ich damit nicht sagen, das Deutsche enthielte wenige Anglizismen oder anderer Sprachen entlehnte Worte, nur klingen diese koreanisierten Worte für uns wahrscheinlich genauso putzig, wie die Engländer es sicher finden, dass wir unsere Mobiltelefone Handys nennen.

Beispiel? Feuerzeug. Als Frederik eine Kollegin neulich fragte, was das auf koreanisch hieße, antwortete sie laitå (라이터). Laut Koreanisch-Online-Wörterbuch gibt es sehr wohl auch ein rein koreanisches Wort dafür, umgangssprachlich durchgesetzt hat sich aber wohl die formschön auf einem offenen o endende englische Version.

Das setzt sich dann fort mit dem ellebäitå (엘레베이터), zu dem wir wohl Aufzug sagen würden, der eseukalläitå (에스컬레이터), die in Schöndeutsch wohl Fahrtreppe genannt würde, bis dahin, dass unser Navigationssystem in der Nähe von Schulen beständig von skul jones (z und j sind im Koreanischen der selbe Buchstabe) spricht und aus der Henne (암탉) nach dem Fritieren ein Tschickin (치킨) wird.

Selbst unser noch in Deutschland erworbenes PONS-Koreanisch-Selbstlern-Buch empfiehlt im Vorwort, man solle, wenn man mal das koreanische Wort nicht wisse, doch die "Konglisch"-Version probieren, also einfach ein englisches Wort "koreanisch" aussprechen...