Dienstag, 1. April 2008

Text ist doch auch schön...

... mit Fotos der letzten Wochen können wir dank des Kartenlesers in unserem endlich verkabelten Medion-Rechner jetzt nämlich nicht mehr dienen. Die SD-Karte hat's effektiv zerlegt. Nun sei's drum, wirds halt ein sehr textlastiger Eintrag.

Was ist in den vergangenen Wochen so passiert - wir haben wieder viel gelernt:

1. Koreanische Umzugsleute essen nicht und auch zum Wasser trinken muss man sie zwingen. Eine wahre Umzugsarmada fiel in unserer Wohnung ein. Sage und schreibe 10 freundliche Koreaner waren damit beschäftigt, unser gesammeltes Hab und Gut in den sechsten Stock zu verfrachten. Verfrachten ist dabei übrigens durchaus wörtlich gemeint. Erstmal verschafften sich acht der zehn Umzugsleute einen durchaus detaillierten Eindruck von unserer Wohnung, dann wurde am Balkongeländer eine abenteuerliche Konstruktion von Lastenfahrstuhl angelehnt, auf der unser Umzugsgut nach oben transportiert wurde, die Stromleitungen, die dabei draußen zunächst im Weg waren, wurden kurzerhand mit ein bißchen Klebeband zur Seite gebastelt. Umsonst also unsere Sorgen, ob wohl alle Gegenstände in den Fahrstuhl passen. Begonnen haben die Jungs übrigens mit unserem LCD-Fernseher, und nachdem die ganze Konstruktion dabei bedenklich wackelte und wir das gute Stück eigentlich spätestens auf Höhe vierter Stock einen Abgang machen sahen, wurde dann noch mal alles mit gefühlten 1.000 Lagen weiteren Klebenbandes am Balkongeländer fixiert. Nach nur zwei Stunden war denn auch alles oben, das Sofa an seinem Platz und uns stand nur noch das Kistenauspacken bevor. (Ist mittlerweile auch erledigt). Während der ganzen Zeit wurden die lecker Ramyonbecher und die diversen Getränke, die wir in der Küche deponiert hatten, verschmäht, nur zum Wassertrinken haben wir sie zweimal nötigen können (dazu drückt man ihnen dann einfach Becher mit Wasser in die Hand, die sie dann auch brav austrinken).

2. Vollkornbrot kann man auch schon nach drei Wochen vermissen.
Frederik war in good old Germany. Aus Gründen der Vertraulichkeit kann aber an dieser Stelle über den OpenDay nicht viel berichtet werden. Der Koffer mit diverser Importnahrung erreichte natürlich mal wieder das Gepäcklimit, ist aber heile und komplett angekommen, auch wenn die Sicherheitsbeamten in Hannover mal wieder kräftig gewühlt haben, um dann letztendlich ein hochgefährliches Plastikfeuerzeug zu entfernen.

3. Auch totes Essen kann seeeeehr lebendig aussehen.
Pamela war derweil bei Antje in Beijing. Naja, Fotos gibt es jetzt eben leider keine, aber es waren tolle Tage inklusive Verbotener Stadt, chinesischer Mauer, jeder Menge Shopping und viel Spaß. Danke Antje! Komm bald mal nach Seoul! Kulinarischer Höhepunkt waren übrigens die "Fried Noodles" im JazzYa, die mit getrockneten Fischstückchen bestreut waren, die dank der Wärme der Nudeln angefangen haben, ChaCha zu tanzen. Geschmeckt hat's trotzdem.

4. Die koreanische Definition von "kleiner Fernseher"
Die Koreaner verwenden als Bildstandard fürs Fernsehbild NTSC, das kann unser deutscher Fernseher - obwohl gebürtig Koreaner - leider nicht. Unser Vermieter hier erklärte sich aber netterweise bereit, uns einen Fernseher zur Verfügung zu stellen. Unsere Maklerin fragte also im Vorfeld, ob wir lieber einen "etwas größeren, aber älteren" oder einen neuen "aber kleinen" Fernseher haben wollten. Wir haben uns für den "etwas größeren" entschieden und durften dann hier vor Ort feststellen, dass damit ein ca. 10 Jahre altes Rückprojektionsmonster mit 160 cm (!) Bildschirmdiagonale gemeint war. Der "kleine" Fernseher hätte übrigens immer noch rund 100 cm Diagonale gehabt... Sei's drum, mittlerweile haben wir festgestellt, dass wir dank http://www.onlinetvrecorder.com/ auch sehr gut ohne koreanisches Kabelfernsehen leben können. Das Monster wird jetzt netterweise nächste Woche wieder abgeholt und unser Wohnzimmer hat demnach wieder Luft zum Atmen.

5. Pamela geht wieder zur Schule
Letzte Woche Montag ging's los, zwar ohne Schultüte aber mindestens genauso aufregend wie der erste Schultag. KLS 1-A an der Sookmyung University! Kommilitonen aus Taiwan, Kamerun, China, Saudi Arabien, Mongolei (mit so klangvollen Vornamen wie Regenbogen, fortwährender Wohlstand, Sonnenaufgang, großer Fluss und "Happy Wednesday" - verlangt jetzt nicht, dass wir das an dieser Stelle auch in mongolischer Sprache wiedergeben...) und den Philipinen. Koreanisch ist - zumindest für uns Europäer - ziemlich kompliziert, macht aber viel Spaß. Lediglich die letzten beiden Stunden am Freitag, in denen "Korean Songs and Games" auf dem Stundenplan stehen, sind eher mit Vorsicht zu genießen.
Die Erkenntnisse daraus:
- es gibt Karaoke-DVDs mit koreanischen Kinderliedern
- man kann nicht schlecht genug singen, dass einen die Dozentin nicht nach vorn holt, um einen vor versammelter Mannschaft (und wir reden hier über vier Kurse, die zusammengelegt immerhin rund 40 Studenten umfassen) solo vorsingen zu lassen (nein, mir ist es dann doch erspart geblieben - kann mir jemand schnellstmöglich den Satz "ich kann wirklich nicht singen" auf koreanisch zukommen lassen?!)
- Papa-Bär ist fett (frei nach "kum se marika")

6. Der GTI ist kaputt.
Nein, nicht wirklich. Aber zu glauben, dass man im Seouler Verkehr 1,5 Jahre ohne Blechschaden davonkommt, war wohl auch illusorisch. Letzten Dienstag ist es jedenfalls passiert: Für einen Hyundai SantaFe ist keine Lücke zu klein, es sei denn, der GTI ist im Weg. Nun ja, linker Kotflügel ist im Eimer, SantaFe-Fahrer ist schuld und wir hoffen, dass das Wetter die Woche noch mal besser wird, damit wir den Ersatz-Eos auch mal aufmachen können. So schnell brauchen wir die Erfahrung, zwischen fünf Koreanern (Unfallgegner plus Beifahrer, zwei Polizisten und ein Versicherungsmann) zu stehen, die die Klärung der Situation ausschließlich auf koreanisch bewerkstelligen und dann hinterher festzustellen, dass der freundlich lächelnde Unfallgegner die ganze Zeit behauptet, wir wären schuld gewesen, jedenfalls nicht. Ein dickes Dankeschön mal wieder an wen - natürlich Young-Zoo, der uns geduldig als Telefonübersetzer zur Seite gestanden hat.

7. Der TDI ist da.
Ja wirklich. Nach knapp 7 Wochen hat Pamela ihr eigenes Auto bekommen. Heute von Meister Motors (ja, so heißen die wirklich, ansonsten gäbe es aber auch noch Klasse Auto, Autobahn Automobiles oder auch Deutsch Motors - das ist aber dann BMW) abgeholt. Zum Showroom konnten wir laufen, der liegt nämlich nur fünf Minuten von hier auf der Itaewonno. Er ist silbern (das haben wir uns nicht ausgesucht, ist aber unter gefühlten 100.000.000 weiterer silberner Autos praktisch, falls man mal mit dem Spiegel hängenbleibt ;-)), hat 140 PS (das ist das kleinste, was VW hier überhaupt auf dem Markt hat) und hat natürlich die obligatorisch schwarz-getönt abgeklebten Zuhälterscheiben. Kurz: er ist super!

8. Wir werden jetzt Sportskanonen.
Naja, vermutlich nicht. Seit vergangener Woche sind wir aber stolze "Platinum-Members" von California-Fitness, bei denen uns Young-Zoo eine "Lifetime-Membership" zu einem unglaublichen Tarif herausgehandelt hat. Wir fühlen uns jetzt schon viel fitter, jetzt müssen wir nur noch anfangen, auch hinzugehen.

9. Apropos Platinum
Wir haben Kreditkarten. Nachdem unsere "Hausbank" Ausländern den Besitz von Kreditkarten leider nicht gestattet, hat Tony (über seinen koreanischen Namen kann Frederik derzeit leider nur mutmaßen) für uns herausgefunden, dass es die "Expat Platinum Card" gibt, ihres Zeichens anscheindend die einzige Karte, die nicht nur an Koreaner ausgegeben wird. Seit heute ist sie da, willkommen im bargeldlosen Korea!

10. Ihr denkt jetzt "Man, das klingt aber alles nett und harmlos, nicht mal über den Unfall regen die sich so richtig auf!" Stimmt. Wir sind angekommen!

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