Donnerstag, 27. November 2008

Die Koreaner und der Müll


Was uns von hier von Anfang an ein Mysterium war und wohl auch in Teilen bleiben wird ist das Thema "Koreaner und Muell" bzw. dessen Trennung.

Dass man Restmuell in extra dafuer vorgesehenen Saecken entsorgen muss, wussten wir noch von Frederiks Aufenthalt in 2005. Dafuer gibt es fuer private Haushalte weisse Saecke zu kaufen, die zumindest hier in Yongsan-gu mit blauer Aufschrift versehen sind. Und da faengt es schon an. Die Saecke darf man naemlich nur in "seinem" Dong (also Stadtteil) kaufen, da die Muellabfuhr "falsche" Saecke nicht mitnimmt. Am sichersten faehrt man also, wenn man die Beutel einfach im naechstgelegenen 7 Eleven kauft. Das praktische daran ist, dass der Preis nach Groesse geht, wenig Muell = wenig Muellgebuehren, eigentlich fair. Dummerweise fuehrt das aber dazu, dass die Stadtverwaltung die oeffentlichen Muelleimer bis auf wenige Exemplare ausgerottet hat, um zu vermeiden, dass der "smarte" Koreaner seinen Hausmuell dort entsorgt um Geld zu sparen. Sprich: holt man sich irgendwo unterwegs einen Kaffee, laeuft man in der Regel noch eine ganze Weile mit dem leeren Becher in der Hand rum, bis man entweder eine weitere Filiale des gleichen Kaffeebrauers findet oder den Becher halt auch mal mit nach Hause nimmt...

Ueber saemtliche anderen Muellsorten gibt es eine 12-seitige Broschuere der Seouler Stadtverwaltung, die unter anderem detailliert darueber aufklaert, dass man Plastikflaschen doch nach Moeglichkeit getrennt sammelt und zwar entsprechend der im Flaschenboden eingepraegten Nummer, Papier in Stapeln von nicht mehr als 30 cm Hoehe rausstellen soll und Instant-Nudelverpackungen nicht in den selben Beutel gehoeren wie Coladosen. Grosse Apartmentanlagen haben hier auch gern mal einen eigenen Container fuer Neonroehren, was man versteht, wenn man mal im Dunkeln an einer solchen Wohnsiedlung vorbeigefahren ist. Der durchschnittliche koreanische Haushalt hat es halt gern hell.

Was ist nun aber Restmuell? So ganz haben wir das immer noch nicht rausgefunden. Auf Korea4expats.com wird dazu zum Beispiel empfohlen, unter anderem Reiskocher, Fensterrahmen und Gartenschlaeuche in den Restmuell zu werfen. Danke, werden wir machen!

Neben Rest- und diversen Recyclingabfaellen gibt es hier auch noch spezielle Beutel fuer die Entsorgung von Essensresten. Das ist allerdings in keinster Weise vergleichbar mit dem deutschen Biomuell. Die praegnante Formulierung der Muellbroschuere dazu lautet "if animals can eat it it's food". Ok, dann wissen wir ja auch, wo die Essensreise hingeht und tragen damit dann aktiv zum Samgyeopsal-Nachschub bei... Lecker!

Wenn die Leber auf Erbsengroesse schrumpft...


...schoenes aus der koreanischen Sprache.

Im mittlerweile vierten Sprachkurs lernen wir nun auch viel Umgangssprache. Wie im Deutschen gibt es natuerlich auch auf Koreanisch diverse Ausdruecke, die man besser nicht woertlich nimmt.

So wuerde zum Beispiel 간이 만해지다 "sich zu Tode erschrecken/fuerchten" woertlich "die Leber schrumpft auf Erbsengroesse" heissen. Das "fuenfte Rad am Wagen" wird auf Koreanisch zur "Eichel im Hundefutter" (개밥에 도토리) und wenn man sich von jemand anderem gestoert fuehlt, dann streut dieser jemand scharfes Paprikapulver (고춧가루 뿌리다).

Besonders schoen wird es, wenn man sich auf Koreanisch ewige Liebe schwoeren moechte, was dann naemlich "bis das schwarze Haar zur Fruehlingszwiebelwurzel wird" heisst... 검은 머리 파뿌리 되도록

In diesem Sinne...

Was wir so sehen...


... wenn wir einfach aus dem Wohnzimmerfenster schauen:


Die Moschee. Leider ein bisschen unscharf, aber beleuchtet in der Daemmerung sieht die einfach viel schoener aus als tagsueber. Und das das regelmaessige Rufen nicht vom Muezzin kommt, haben wir ja mittlerweile auch rausgefunden...



Seouls Suedwesten. Der leuchtende Streifen ist die Itaewon-no, die Hochhaeuser am Horizont gehoeren zu Yeouido. Das Ganze Suedwesten zu nennen trifft es nur zum Teil, eigentlich ist das alles, wenn man auf die Karte schaut, ziemlich genau in der Mitte und hinter Yeouido geht Seoul noch ein paar Kilometer weiter. Aber die Himmelsrichtung stimmt..




Yeouido und das 63 Building. Unser Indikator dafuer, ob es ein nebliger (aaaeeeehh, versmogter) Tag ist, oder nicht.



Den Seoul-Tower. Das ist jetzt allerdings nicht vom Wohnzimmer aus sondern genau in die andere Richtung.


Mittwoch, 10. September 2008

Schuhe muessen schoen sein!

Nach Schuhen muss ich wohl nochmal in Deutschland schauen.

Ich bin zwar groessenmaessig gerade so am oberen Limit der Skala (39,5 ist hier die groesste Frauengroesse, das heisst dann hier 250 und ich habe mal 245, mal 250) aber die Qualitaet ist da teils doch eher fraglich. Ausserdem entspricht die Schuhmode in Korea (wie aber auch in China und Japan) nun leider so gar nicht meinem Geschmack, da ich an einen Schuh den irrwitzigen Anspruch stelle, darauf auch mehr als 10 Meter am Stueck laufen zu koennen.

Die Koreanerin (Koreanerin ersetze man wahlweise durch Japanerin/Chinesin) ist da weniger anspruchsvoll: Schuhe muessen schoen sein, lautet da oft die einzige Devise. Und passen muessen sie auch nicht zwangslaeufig. Das aeussert sich dann in so wunderbaren Beobachtungen wie Japanerinnen, die in mindestens zwei Nummern zu grossen (oder auch kleinen) Schuhen durch die Gegend watscheln, weil es das Wunschmodell wohl nicht mehr in der passenden Groesse gab. Entsprechend darf man sich auch den Laufstil auf den Tokyoter Strassen vorstellen und das ist eine Stadt, in der man sich auch in superbequemen Sneakers einen Wolf laufen kann.



Die Koreanerin an sich traegt im Schnitt zwar häufiger passende Schuhe als die Japanerin, dafuer kommt aber z.B. eine unserer Dozentinnen bestaendig mit Schuhen in die Uni, die wir in D bestenfalls zum Ballkleid tragen wuerden (naja, und auch dann wahrscheinlich nicht). Das heutige Modell bestach mit silbernem Flitter und Schleife on top...

Das permanente Tragen von Gesundheitsschuhen gipfelt dann auch darin, dass die Koreanerin an sich in einen permanenten Laufstreik tritt. Waehrend meiner einer von der U-Bahn aus mit undekorativen Adidas-Tretern beschuht, keuchend und schwitzend bei 95% Luftfeuchtigkeit den Huegel zur Uni raufstapft (aaeehh, raufstapfen wuerde...), darf man die weiblichen Vertreter der Spezies "Koreaner" dabei beobachten, wie sie sich entweder a) an der Bushaltestelle darum schlagen, mit 25 Frau gleichzeitig in einen Bus steigen zu wollen, bei dem 100 andere Koreanerinnen die Idee schon vor ihnen hatten oder sich b) mit den gleichen 25 Damen um das naechste freie Taxi pruegeln. Naja, ich sitze derweil dekadent im klimatisierten deutschen Mittelklassewagen und wohne dem Schauspiel halt quasi von der Buehne aus bei... :-) Macht wohl auch mehr Spass...

Kyoto - Wandertour Teil zwei

... und alles begann so harmlos. Am Bahnhof stand ein Shuttlebus unseres Hotels, das Zimmer war auch prima und beim Einchecken bekamen wir ein Touri-Info-Paket nebst Stadtplan, der uns erstmal übersichtlicher vorkam als der in unserem Reiseführer. Die Stadt sah darauf auch irgendwie gar nicht so gross aus...

... ein Irrtum, wie wir nach einstündigem Fussmarsch nach Gion dem bekanntesten Geisha-Distrikt Kyotos feststellen durften.

Entschaedigt wurden wir mit sage und schreibe 8! Geishas bzw. Maikos, die von Auftrag zu Auftrag unterwegs, durch die Strassen des Viertels liefen. Maikos sind angehende Geishas und unterscheiden sich von den "fertigen" Geishas in Frisur und Kimono. Super umfassende und spannende Infos ueber Geishas, Maikos und das ganze Drumherum findet man unter http://www.hanamachi.de/, wir lassen es hier bei ein paar Fotos bewenden:





Am zweiten Tag in Kyoto haben wir uns unter anderem den Kiyomizu-dera einen der vielen Tempel in Kyoto angeschaut. Die Idee hatten ausser uns noch gefuehlte 100 japanische Schulklassen, so dass die Einsamkeit der Kyoto'er Bergwelt uns leider verborgen bleiben sollte.



Der mieseste Job Japans...



... sonst duerfen die wenigstens ihr Gesicht verstecken:



Da bekommt das typisch asiatische Problem des "Gesicht verlierens" doch gleich einen ganz anderen Geschmack!

Tokyo - oder auch...

... Wanderurlaub in Japan und das ganz ohne Berge.

Im Mai waren wir fuer eine Woche in Japan unterwegs. Frederik ist zuerst alleine zwecks Dienstreise - oder wahlweise einem dreitägigen Sashimimarathon - nach Hakone geflogen. Pamela durfte erst noch ihre Sprachkursprüfungen hinter sich bringen (selbst Schuld, wer den Sprachkurs nicht gemütlich im Privatinstitut absolviert sondern unbedingt an eine Uni gehen muss) und ist dann zum gemeinsamen einwöchigen Urlaub nachgekommen.

Kaum angekommen in Tokyo erwartete uns dann schon die erste Überraschung. Nachdem Pamela das breit grinsende Kopfschütteln auf die Frage des Zollbeamten, ob sie Drogen im Gepäck hat, direkt mal mit dem - genauso breit grinsenden - Filzen ihres Rucksackes bezahlen durfte, wollten wir uns per Bahn auf den Weg in die Stadt machen. Verwöhnt von der Seouler U-Bahn, in der alle Pläne sowohl auf Hangeul als auch Englisch hängen, mussten wir in Japan allerdings erstmal feststellen, dass dem auf dem Haneda Airport nicht so ist, als uns ein freundlicher Japaner fragte "Kann ich Euch helfen?" Auf Deutsch. Autsch, wir sehen wohl doch deutscher aus als wir dachten, aber mit Hilfe dieses freundlichen Zeitgenossen sassen wir dann bald im richtigen Zug. Eine Station vor Ankunft fragte dann ein freundlicher älterer Herr "Kommen Sie aus Deutschland?" Auf Deutsch. Naja, davor hatten wir uns wenigstens auf Deutsch unterhalten, war also nicht ganz so schwierig rauszufinden. Das eigentlich beeindruckende: der Mann hatte sein Deutsch komplett aus einem Radiokurs gelernt, sprach absolut fehlerfrei und fast fliessend und gestand uns auch noch, dass ausgerechnet wir nun die ersten lebenden Objekte sein sollten, an denen er seine Sprachkenntnisse testen konnte. Wow - das war echt unglaublich!

In Tokyo haben wir uns dann mit Sandra, Thomas und Daniel - VW-Kollegen von Frederik - getroffen, die wie Frederik vorher auf Dienstreise im Land der aufgehenden Sonne unterwegs waren und vor dem Rückflug noch ein bisschen Sightseeing einschieben konnten. Gemeinsam ging es also zum Meiji-Schrein, die Omotesando rauf und runter (ein Vorgeschmack auf den Wanderurlaub), nach Shibuya (siehe vorheriger Post) und schlussendlich zum wahrscheinlich lustigsten Schnitzel unseres Lebens. Sandra, die zweite Ketchup-Bestellung zerreisst uns jetzt noch vor Lachen! Let's have more fun in Seoul!




An den weiteren Tagen in Tokyo sind wir dann zu zweit durch Tokyo gewandert. Ja, gewandert. Natürlich sind wir auch ab und an mal U-Bahn gefahren, weitgehend aber - ja, man sieht dann ja auch mehr - per Pedes unterwegs gewesen.

Und zwar:

... am Kaiserpalast, dessen Gelände man in der Regel ja leider nicht betreten darf.


... auf dem Tsukiji-Fischmarkt.
Foto: Riesen-Sashimi - So sieht Thunfisch also vor dem Umzug in diese kleinen ölgetränkten Dosen aus!


... an der Harajuku Station, an der sich auf der Bruecke zum Yoyogi-Park jedes Wochenende Tokyos absonderliche Teenager versammeln, um Coz'Play zu betreiben - in Ansaetzen vielleicht die japanische Antwort auf Nina Hagen!


... in Yokohama, wo wir uns Chinatown angeschaut haben und selbst in Frederiks mitteleuropäischer Schuhgroesse neue Schuhe fuer weitere Wandertouren gefunden haben!


... samt neuer Schuhe ging es dann am nächsten Tag ins Tokyo Disneyland. A-Hörnchen und B-Hörnchen waren auch da und - yeah! Pluto!

Weiter geht's in Kyoto...